Brockenlauf, Marathon, 72 Kilometer beim Rennsteiglauf, 100 Kilometer im thüringischen Fröttstädt – all das hat Steven Lambeck schon hinter sich gebracht. Mehrfach. Den Rennsteig-Marathon gewann er sogar zweimal. Am Wochenende hat sich der 48-Jährige, der mit seiner Familie in Ilmenau wohnt und aus Siptenfelde stammt, aber nun einen Traum erfüllt, der fast zu einem Alptraum wurde: Lambeck nahm am Berliner Mauerweglauf teil – 100 Meilen, oder 160 Kilometer, auf dem ehemaligen Grenzstreifen um Westberlin. Bei Kilometer 68 ging es leicht bergab, Lambeck lief gegen die Sonne und übersah eine Bodenwelle. „Ich bin gestürzt, habe mir Schulter und Hüfte geprellt“, sagt er. Er musste von einem Sanitäter versorgt werden, hatte fortan Schmerzen in der Hüfte – und noch mehr als 90 Kilometer vor sich.
Doch Lambeck lief weiter. Spulte Kilometer um Kilometer ab. An den Verpflegungspunkten aß er vor allem Kartoffeln mit Salz und Salzstangen, um Krämpfen vorzubeugen, und füllte jeweils seine 500-Milliliter-Flasche auf, die er in seiner Laufweste dabei hatte. „Ich habe weit mehr als zehn Liter getrunken“, sagt er. Als es dunkel wurde, zog er sich die vorgeschriebene Leuchtweste an und setzte sich eine Stirnlampe auf. Dann wurde es noch schwerer. „Die Nacht vorher hatte ich kaum geschlafen“, sagt er. „Du merkst, wie dir beim Laufen die Augen zufallen.“ „Richtig zäh“ sei es nach 115 Kilometern geworden.
Gestartet wurde der 100-Meilen-Lauf, der an die Mauertoten erinnern soll, um 6 Uhr am Samstag. „Ich hatte mit einer Zeit von weniger als 20 Stunden geliebäugelt“, sagt Lambeck, der als Professor an der Hochschule Fulda arbeitet und dort als Vizepräsident für Forschung und Entwicklung zuständig ist. „Aber es lief nicht rund, ich war nicht 100-prozentig da“, sagt er. Was in diesem Fall aber nur bedeutet, dass Lambeck nach etwa 22,5 Stunden um halb fünf Uhr morgens ins Ziel kam – immerhin als 129. von 348 Finishern.
Lambeck, der für den Brockenlaufverein Ilsenburg antrat, hatte am Sonntagabend zwar noch Schmerzen in der Hüfte und den Oberschenkeln. „Sonst ist aber alles in Ordnung“, sagt er. Seine Füße hätten gut durchgehalten. „Zum Brockenlauf bin ich wieder fit“, sagt Lambeck. Der ist in drei Wochen.