Als Jens Weißflog in den 80er-Jahren nach einem Springen im Wernigeröder Zwölfmorgental schnell nach Berlin musste, setzte ihn die Polizei am Bahnhof in den Zug nach Halberstadt. Dachte er. Doch nachdem er sich zunächst nur wunderte, dass den Zug eine Dampflok zog, war dem Skispringer in Sorge dann endgültig klar, dass er in der Harzquerbahn saß. Zum Glück kannte den Mann aus Oberwiesenthal jeder in der ehemaligen DDR. Die Polizisten am Bahnhof des kleinen Ortes halfen Weißflog – und brachten ihn diesmal nach Halberstadt und in den richtigen Zug.
Mit Geschichten und Anekdoten wie dieser unterhielt Sportlegende Jens Weißflog am Vorabend des 50. Brockenlaufs in Ilsenburg sein – durch Corona auf 100 Gäste beschränktes – Publikum. Schnell war klar: Der Mann, der auf Einladung des Brockenlaufvereins im Haus der Vereine auftrat, ist nicht nur ein Ausnahmesportler und ein erfolgreicher Hotelbetreiber – er ist auch ein begnadeter Geschichtenerzähler.
Warum Weißflog schon als DDR-Bürger mehrere Mikrowellen besaß, warum er sich seine eigene Kamera beim Verein Traktor Oberwiesenthal ausleihen sollte und wie er sich im Zug nach Sarajevo fit hielt – all das ist zwar auch in Weißflogs Buch „Geschichten meines Lebens“ nachzulesen. Aber die Ilsenburger und ihre Gäste erfuhren es aus erster Hand.